Rassismus-Betroffenen wird in Österreich kaum ein Ort zum Leben zugestanden
Wohnen ist ein Menschenrecht und dennoch ist die Wohnungssuche für Geflüchtete und Rassismus-Betroffene oft herausfordernd: Wohnungsanfragen bleiben unbeantwortet, auf WG-Plattformen antwortet niemand und bei Besichtigungen kommt es immer häufiger zu rassistischen Beleidigungen. Oftmals wird ihnen so der Zugang zu verfügbarem Wohnraum verwehrt und auch die steigenden Mieten treffen sie hart. Das hat zur Folge, dass Betroffene jahrelang nach passendem Wohnraum suchen müssen und schlussendlich in unterdurchschnittlichen Verhältnissen leben. Das ist das Ergebnis von strukturellem Rassismus auf dem Wohnungsmarkt.
Warum bekommt Michael die Wohnung, aber Muzayen nicht?
Der Name entscheidet, ob du die Wohnung bekommst. Auch wenn sie es niemals zugeben würden: Vermieter:innen und Makler:innen in Österreich selektieren Bewerbungen nach einem unzulässigen Merkmal: dem Namen. Wird dein Name als nicht-österreichisch gelesen, verringert sich die Wahrscheinlichkeit einer Zusage um das bis zu Fünffache [Schönherr, D. (2023)]. Mehrere Studien und Experimente konnten mittlerweile systematische Diskriminierungen und Vorurteile aufgrund von Herkunft oder Glauben bei der Wohnraumvergabe nachweisen und doch ändert sich nichts [Schönherr, D. et al. (2019)., Schönherr, D. (2023)]. Das hat zur Folge, dass Geflüchtete oft in unsicheren Verhältnissen, wie kurzfristigen oder befristeten Untermieten und teilweise ohne Mietverträge untergebracht sind. Oft wohnen sie in beengten und überbelegten (migrantischen) Wohngemeinschaften mit mehreren Fremden in einem Zimmer, wo sie viel zu hohe Mieten zahlen oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Da Wohnungsabsagen aber nicht begründet werden müssen, erweisen sich politische Lösungen als schwierig.
Besonders betroffen sind Geflüchtete
Menschen, die unter diesen Bedingungen leiden und keinen Zugang zum Wohnungsmarkt finden, können nicht darauf warten, dass politische Veränderungen erfolgen, sondern benötigen akut Unterstützung. Ganz besonders gilt das für Geflüchtete, die neu nach Österreich gekommen sind und sich hier erst einmal zurechtfinden müssen. Nach positivem Asylbescheid müssen Geflüchtete innerhalb von vier Monaten die Grundversorgung verlassen und eigenständig eine Wohnung oder ein Zimmer finden. Zahlreiche Studien belegen, dass ihnen der Zugang zu würdigem Wohnraum aber aufgrund von Rassismus verwehrt wird [Schönherr, D. et al. (2019)., Schönherr, D. (2023)]. Sie müssen also oft in kurz befristeten Zimmern oder mit mehreren Fremden in einem Zimmer leben, zahlen viel zu hohe Mieten oder sind von Wohnungslosigkeit bedroht.
Wohnsituation von einer geflüchteten Person nach positivem Asylbescheid
Was du gegen Rassismus am Wohnungsmarkt tun kannst
→ Du selbst hast einen sicheren Wohnort und dort ist ein Zimmer frei? Oder du besitzt sogar eine Wohnung, die du vermieten möchtest? Dann tu etwas, um dem Rassismus am Wohnungsmarkt entgegenzuwirken und vermiete das Zimmer oder die Wohnung gezielt an Betroffene! Wir übernehmen dabei die Vermittlung.
→ Wenn du unsere Arbeit sonst unterstützen möchtest, werde FlüWi-Verbündete:r und unterstütze unsere Arbeit mit einem monatlichen Beitrag. Lass uns gemeinsam dazu beitragen, eine offene Gesellschaft zu gestalten, in der ein solidarisches Miteinander und ein Zusammenleben auf Augenhöhe als selbstverständlich gelten.
Quellen
Aigner, A. (2016) “Geflüchtete auf dem Wiener Wohnungsmarkt. Ausbeutung innerhalb der migrantischen Subkultur, Diskriminierung, Wohlfahrtschauvinismus”, In: Zoll+ Landschaft Und Freiraum 29(51-59).
Schönherr, D. (2023) „Sie haben den Lotto-Sechser gewonnen. Sie sind der erste Österreicher, der mich anruft : Ethnische Diskriminierung am Wohnungsmarkt”, SORA – Institute for Social Research and Consulting.
Schönherr, D., Leibetseder, B.,Moser, W. & Hofinger, C. (2019) “Diskriminierungserfahrungen in Österreich. Erleben von Ungleichbehandlung, Benachteiligung und Herabwürdigung in den Bereichen Arbeit, Wohnen, medizinische Dienstleistungen und Ausbildung”, SORA – Institute for Social Research and Consulting.